Fluten

Dokumentarfilm Fluten

Zweimal in ihrem Leben ist meine Mutter in eine schwere Depression gefallen: einmal in den frühen fünfziger Jahren nach dem plötzlichen Tod meines Vaters, das andere Mal vor gut zehn Jahren, als sie Rentnerin war und mein Stiefvater starb. Seit einiger Zeit hat sie begonnen, ihre Erinnerungen in Form von fragmentarischen Geschichten und Liedern auszudrücken. Thema dieser verschlüsselten Erzählungen sind immer wieder schwere Traumatisierungen: In der Kriegszeit wurde sie als junges Mädchen Zeugin furchtbarer Gewalt, und in der Nachkriegszeit wurde ihr Entsetzen über den jähen Tod ihres Mannes mit dem Terror von Elektroschocks behandelt. Über Jahrzehnte wurde in der Familie über diese Ereignisse geschwiegen. Nun, als Fünfundsiebzigjährige, legt meine Mutter Spuren aus, die zu ihren Erinnerungen zurückführen.
Der Film folgt diesen Spuren, versucht sie zu entschlüsseln und beschäftigt sich, ausgehend von einer individuellen Biographie mit dem Fortwirken kollektiver Verletzungen und den Versuchen, sie zu heilen.

D
2004
75 Min.
Arte

Awards

Credits

Buch, Regie, Kamera und Schnitt: Niels Bolbrinker
Mit Unterstützung der FilmFörderung Hamburg
In Koproduktion mit ZDF/ Arte